Der Kunstleere Raum geht an die Börse


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Raum für Fantasie

 Reinhard Dachlauers Bronze-Abbilder von Bulle und Bär wachen seit 1988 vor den Türen der Frankfurter Börse. Es gibt wahrscheinlich wenige Kunstwerke, die so häufig in den Fernsehnachrichten zu sehen sind. Aber während die beiden Skulpturen weltweit berühmt wurden, kennen den Namen ihres Schöpfers nur wenige, noch weniger, dass Dachlauer von 1948 bis zu seinem Tod, in Würzburg lebte. Unlängst jährte sich sein hundertster Geburtstag.

Um den Künstler zu ehren, reiste die Künstlergruppe „Achtung! Kunstleerer Raum“ (Mechthild Hart, Gabriele Kunkel, Evelin Neukirchen, Georgia Templiner) nach Frankfurt, und baute den Kubus direkt vor der deutschen Börse zwischen Bullen und Bär auf. Dann leisteten die vier bei den vielen Touristen Aufklärungsarbeit, die sich gerne mit den Symbolen schwankender Aktienkurse knipsen lassen. Sich dort fotografieren zu lassen, ist im Übrigen auch Tradition bei den Vorständen von Unternehmen, die an die Börse gehen.

Das haben die Würzburgerinnen gerne aufgegriffen und auch ein Gruppenbild gemacht. Immerhin ginge es bei Aktienkursen um Fantasie. Und die sei im Kunstleeren Raum reichlich vorhanden. Also eine gute Basis für den Börsengang, auch habe der Kubus einen realen Wert, im Unterschied zu manchen Spekulationen oder den derzeit gehypten Nfts (Non-Fungible Token), bei dem Künstler Originale verbrennen und Kunstwerke nur noch in digitaler Form vorhanden sind.  Der Wert von Kunst also nur auf den „Börsenwert“ reduziert wird und es nicht mehr um Inhalte geht.

„Es war allerdings schon spannend,“ so Georgia Templiner, „ob man uns mit den Aktivisten verwechselt, die Kartoffelbrei auf Monets schütten oder sich auf die Straße kleben.“ 

Aktivisten seien sie natürlich. Gehen für die Kunst auf die Straße. Wollen sie besser sichtbar machen, mit Menschen ins Gespräch kommen, auch darüber, warum Kunst so wichtig in unserer Gesellschaft ist und nicht nur als Spekulationsobjekt gesehen werden darf: Kunst macht fit für die Zukunft, fit um Künstlicher Intelligenz & Co zu trotzen. Denn: Kreatives Denken ist der Rohstoff des neuen Jahrtausends. 

Und dies ist nun mal eine Kernkompetenz von Kunst und Künstlern.

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