Gabriele Kunkel

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Jenseits von Eden

Wann Adam und Eva genau gelebt haben, darüber scheiden sich die Geister. Laut Wikipedia ist die Existenz der Gattung HOMO vor ca. 300 000 Jahren fossil belegt. 

Bis zum Jahre 0 hat sich der Homo Sapiens auf knapp 300 Millionen vermehrt, in weiteren 1600 Jahren auf ca. 600 Millionen verdoppelt. Um 1800 wurde erstmalig die Milliarde geknackt. Von 1900 bis heute hat sich die Weltbevölkerung in nur 120 Jahren versiebenfacht. Dieses explosionsartige Wachstum stellt die Ressourcen der Erde vor große Herausforderungen. Gerade im Moment wird bewusst, wie wenig selbstverständlich unser Status Quo ist. Wie zerbrechlich die Welt ist. Welchen Bedrohungen sie standhalten muss. Aber es geht nicht nur um die Bedrohungen von außen. 

Mehr denn je steht das Verhalten jedes einzelnen auf dem Prüfstand. Und wie bei Evas Sündenfall, die (fast) tägliche Frage, was denn eigentlich richtig ist? Was man (noch) tun kann? Welchen Versuchungen man erliegen darf? Und welchen nicht?

In Deutschland leben wir aber immer noch in einem Paradies. Wer einmal den Blick in die Slums z.B. in Manila geworfen hat, wo Menschen auf engstem Raum bitterarm leben, weiß, wie gut es uns - trotz allem - in Mitteleuropa geht. Klimakatastrophen, Hunger, Zerstörung, extreme Bevölkerungsdichte sind bei uns Ausnahme. Nicht an der Tagesordnung.

Die Rückbesinnung auf „unser“ Paradies - gerade in diesen Zeiten, eben auch kleine Dinge bewusst wahrzunehmen - hat mich auf die Streuobstwiesen rund um Würzburg geführt. Dort liegen im Moment Evas Paradiesäpfel in großen Mengen einfach so herum. Jeder für sich ein Kunstwerk. Verführerisch. Schön. Viele von ihnen verrotten, werden nicht gesehen, gegessen, gesammelt, verarbeitet. Scheint der Weg in den Supermarkt doch einfacher. 

Außerdem entsprechen die „wilden“ Äpfel nicht der EU-Norm. Haben Ecken und Kanten. Manche haben beim Herunterfallen auch ein paar Macken abbekommen, die man aber einfach wegschneiden kann. Zu nutzen, was wild wächst, entlastet auch unseren Planeten. Bewusst mit Nahrung umgehen sowieso. 

Natürlich kann eine Streuobstwiese nicht das Problem der Welternährung lösen. Aber warum könnten unsere Städte der Zukunft nicht auch zu kleinen Paradiesgärten werden, also Streuobstwiesen mitten in der Stadt, anstelle jeden Millimeter zuzubetonieren. Viele kleine Dinge bewegen am Ende doch etwas. Um das Paradies zu erhalten, indem wir leben dürfen. Und um es täglich wahrzunehmen. Sich zu wundern, staunen, erfreuen, wie schön diese Paradiesäpfel sind. Wie gut sie schmecken. 

Und sich von ihnen verführen zu lassen, ist auf jeden Fall politisch korrekt.

Gabriele Kunkel

Die Frage, wo genau „Jenseits von Eden“ ist, muss letztlich jeder für sich bestimmen.


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