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Michael Ehlers

DAS VORLETZTE ABENDMAHL

Das Wort „Bauernkrieg“ weckt in uns die unterschiedlichsten Assoziationen: Vom

berechtigten, religiös geprägten Freiheitskampf gegen die feudale Willkürherrschaft vor

500 Jahren bis hin zu Treckerdemos und -Blockaden vor dem Reichstag für

Dieselsubventionen. Wir erinnern uns an die „Aktion Grüne Kreuze“, bei der die Bauern

2019 gegen neue Regulierungsmaßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt von Pflanzen und

Tieren protestierten und sich dabei christlicher Symbolik bedienten.

Dabei sind wir alle – nicht nur gläubige Christen – aufgefordert, die Schöpfung zu

bewahren und nicht zu zerstören. Der Schutz der Natur – Pflanzen, Tiere, Luft,Wasser und

Klima – ist dabei immer auch Menschenschutz.

Die Kunstinstallation bezieht Stellung zu unserem erschreckend leichtfertigen Umgang mit

den natürlichen Ressourcen. „Das vorletzte Abendmahl“ beinhaltet eine freie Interpretation

der berühmten Abendmahlsszene auf einem Großfoto (3 x 10 Meter). Es zeigt eine intensiv

bewirtschaftete Fläche hier in der Region und verdeutlicht, was z.B. intensive

Folienlandwirtschaft mit der Landschaft, der Artenvielfalt und lebenswichtigen Ressourcen

macht: eine leere Kunststoff-Fläche bis zum Horizont, kein Vogel, kein Hase, kein

Insektenschwarm, kein Leben. 96% der hier sonst in freier Natur vorkommenden Pflanzen-

und Tierarten fehlen. (Quellen: Wikipedia, Bund Naturschutz, Bayrischer Rundfunk,

ChatGTP)

Es geht hier nicht um Bauern-Bashing, viele Bauern leiden unter dem extremen

wirtschaftlichen Druck. Das gesamte System muss neu bewertet und auf seine Folgen für

die Gesellschaft, die Biodiversität und das Klima untersucht werden: Von der EU-

Förderung nur für Großbetriebe, der Einfluss der Agrarchemielobby, der Billigpreisdruck

der Discounter auf die Erzeuger, die Genehmigungspraxis der Behörden, Transportwege,

Blumen- und Gemüseexport auf dem Luftweg, und nicht zuletzt unser eigenes Verhalten

als Konsumenten.

Wenn wir jetzt nicht die Eleganz der ewigen Kreisläufe der Natur erkennen und uns für

unser Leben und Wirtschaften zum Vorbild nehmen, werden wir unseren Kindern und

Enkeln die Zukunft rauben, uns selbst als Spezies abschaffen. Die Schöpfung wird kein

Problem damit haben, sich in den nächsten paar Millionen Jahren ohne uns weiter und neu

zu entwickeln…

„Das vorletzte Abendmahl“ will als künstlerische Intervention dazu beitragen, den

überfälligen öffentlichen Diskurs anzuregen…